Anfangs Oktober hat Papst Leo XIV. seine erste apostolische Exhortation unter dem Titel «Dilexi te» («Ich habe dich geliebt») veröffentlicht. Er nimmt damit das von Papst Franziskus vorbereitete Dokument auf und führt es konsequent weiter. Im Mittelpunkt steht die Sorge um die Ärmsten und die Forderung an Kirche und Gesellschaft, entschlossen für soziale Gerechtigkeit, für ein neues Miteinander und gegen wachsende Ungleichheit einzustehen.
Papst Leo XIV. betont, dass Armut kein zufälliges Schicksal ist, sondern eine Folge von struktureller Ausgrenzung und einer Wirtschaftsordnung, die zu immer mehr Reichtum für wenige führt.
Die Veröffentlichung hat Leo XIV. bewusst auf den Gedenktag des Heiligen Franziskus gelegt. Damit setzt er ein Zeichen, dass er klar auf der theologischen Linie seines Vorgängers weitergeht, die eine «arme Kirche für die Armen» betonte.
Weckruf für die Christenheit
Im Kern fordert das Schreiben ein radikales Umdenken auf verschiedenen Ebenen. Die Kirche soll aktive Solidarität leben, indem sie soziale Bewegungen unterstützt und gemeinsam mit den Betroffenen Lösungen entwickelt. Zentraler Leitgedanke für christliches Handeln soll die vorrangige Option für die Armen sein und als dritte Herausforderung soll die Kirche Brücken bauen statt Mauern. Hier erinnert Papst Leo XIV. an das Bild des ertrunkenen Flüchtlingskindes Alan Kurdi, das sich in die kollektive Erinnerung eingebrannt hat.
Der Papst äussert sich kritisch zur Tatsache, dass die Erhöhung von Rüstungsausgaben auf Kosten von humanitärer Hilde und Entwicklungszusammenarbeit geht. Damit appelliert er an Regierungen, die Mittel für Armutsbekämpfung und Friedensförderung wieder zu stärken.

Moralische Kraft von Dilexi te
Von der Gewichtung her ist eine Enzyklika rechtlich verbindlicher einzustufen als eine apostolische Exhortation, dennoch birgt Dilexi te eine erhebliche moralische Kraft. Mit dem Signal, bereits an seiner ersten Enzyklika zu arbeiten, befeuert Papst Leo XIV. auch die Erwartung, dass er die Forderungen noch eindringlicher zu institutionalisieren gedenkt
Fazit
Papst Leo XIV. verlangt von Kirche, Politik und Gesellschaft gemeinsames und mutiges Handeln zum Wohl der Schwächsten. Das geht über fromme Worte und gute Absichten hinaus, indem er konkrete Veränderungen einfordert. Will die Kirche die eigene Glaubwürdigkeit, sowie die gesellschaftspolitische Kraft und Relevanz behalten, muss sie (und damit sind alle Christinen und Christen gemeint) entschieden und aktiv diesen Forderungen nachkommen, oder, wie Papst Leo XIV, es schreibt, dass «der Schrei der Armen uns alle herausfordert».
Die apostolische Exhortation «Dilexi te» («Ich habe dich geliebt») erinnert an die letzte Enzyklika von Papst Franziskus mit dem Titel «Dilexit nos» (Er hat uns geliebt») und führt den Gedankengang theologisch weiter. Das in 121 Punkte gegliederte Dokument kann hier von der Website des Vatikans heruntergeladen werden.