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«Diese Weihe ist ein grosser Segen». Sr. Beda ist die neue Äbtissin des Klosters Frauenthal

Nur selten dringen Nachrichten aus der Zisterzienserinnenabtei Frauenthal. Eine, die aufhorchen lässt, hat sich 10. Mai ereignet: Sr. Beda wurde zur Äbtissin geweiht. Ein Gespräch über ihre Berufung, ihre Weihe und ihre Aufgaben.

Feierlicher Einzug in die Kirche. Foto: Jean-Marie Duvoisin

Pfarreiblatt: Sr. Beda, Sie sind die neue Äbtissin der Zisterzienserinnenabtei Frauenthal. Was umfasst Ihre Rolle?
Sr. Beda*: Unser Alltag besteht aus Gebet und Arbeit. Meine Aufgabe ist es zu schauen, dass meine Schwestern und alle, die zu uns kommen, physisch und geistlich erhalten, was sie brauchen, um in den Himmel zu gelangen. Aber es gibt noch vieles, das ich lernen muss. Besonders, weil ich aus einem anderen Land mit einer anderen Sprache und von einer anderen Gemeinschaft komme.

Sie sind in den USA aufgewachsen. Wie begann sich abzuzeichnen, dass Sie in ein Kloster eintreten möchten?
Als Kind gingen wir mehrere Jahre lang täglich zur Heiligen Messe und regelmässig zur Eucharistischen Anbetung. Dabei entwickelte sich eine tiefe, lebendige Beziehung zu Jesus. Später hegte ich Klostergedanken, obwohl ich bis dahin nie eine Nonne gesehen hatte.
Während der ersten Woche meines Universitätsstudiums fragte ich Gott: Was willst Du von mir? Nach nur einer Stunde war ich sicher, dass Er meinen Eintritt in einen kontemplativen Orden wollte. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutet. Aber ich begann mit der Suche und verspürte dabei Freude und Frieden in meinem Herzen. Ich war und bin sehr dankbar für diese Klarheit und für diese schöne Berufung.

Und wie fanden Sie den Weg von den USA zum Kloster Frauenthal in Hagendorn?
Am Ostersonntag meines ersten Jahres an der Universität sah ich ein Bild von Valley of Our Lady (Anm. d. Red.: Neu Frauenthal in den USA, das vom Kloster Frauenthal gegründet wurde). Darauf war eine Nonne beim Gebet abgebildet, die ein monastisches, kontemplatives Leben führte. Da wusste ich, dass das der Ort ist, wo ich hingehöre. Ich besuchte das Kloster und trat 2007 in Valley of Our Lady ein.
In den folgenden Jahren wurde ich zweimal für einige Monate in die Schweiz ins Kloster Frauenthal geschickt, um mitzuhelfen. So haben mich die Schwestern hier kennengelernt und mich am Ende 2022 zu ihrer Oberin gewählt. Erst nach einer von Rom bestimmten Wartezeit haben sie mich am 12. Februar dieses Jahres zu ihrer Äbtissin gewählt.

Nach der Wahl zur Äbtissin hat Sie Ihr Generalabt Don Mauro-Giuseppe Lepori am 10. Mai geweiht. Was bedeutet Ihnen Ihre Weihe?
Für mich ist diese Weihe, diese Benediktion, ein grosser Segen. Nicht nur für mich, sondern auch für unsere Gemeinschaft und sogar für die ganze Kirche und die Welt. Bei dieser Weihe habe ich Seinen Segen auf eine besondere Art und Weise erhalten. Und wenn wir uns wirklich zu Seiner Liebe und Seinem Segen hin öffnen und von Seiner Gnade schöpfen und leben, bringen wir diese Gnade in die Welt. Sie ist nicht nur für uns, sondern für alle: für alle, für die wir beten, für alle geliebten Kinder Gottes weltweit.

Die Äbtissinnenweihe wurde bei Ihnen im Kloster Frauenthal gefeiert. Wie war die Liturgie gestaltet?
Die Benediktion – diesen Begriff verwende ich lieber als Weihe – findet während der Heiligen Messe statt. Nach dem Evangelium wird die neue Äbtissin vorgestellt, darauf folgt die Predigt und danach die Benediktion. Diese besteht aus einer Befragung, aus der Allerheiligenlitanei, aus dem Segensgebet und der Überreichung der Insignien. Darauf folgen der Friedenskuss, die Eucharistiefeier und der feierliche Schlusssegen.

Zur Allerheiligenlitanei liegt Sr. Beda ausgestreckt vor dem Altar am Boden. Foto: Jean-Marie Duvoisin
Zur Allerheiligenlitanei liegt Sr.Beda vor dem Altar am Boden. Foto: Jean-Marie Duvoisin

Sie erwähnen Insignien. Woraus bestehen diese?
Die Äbtissinnen unseres Ordens erhalten die Regel unseres Heiligen Vaters Benedikt, nach dem die Zisterzienserinnen leben, einen Ring als Zeichen der Treue und der Bindung gegenüber Gott und der Klostergemeinschaft sowie den Stab als Zeichen des Hirtendienstes.

Sie sind Zisterzienserin. Welche Merkmale machen diesen Orden für Sie so besonders?
Unsere Väter haben immer betont, dass das Kloster eine Schule der Liebe ist. Liebe ist zwar das Ziel von allen Christen, aber besonders in unserem Leben, in unseren Klöstern, sollten wir dieses Ziel nie aus den Augen verlieren.
Andere Merkmale sind unser gemeinschaftliches Leben und das Gleichgewicht zwischen Gebet und Arbeit. Für uns ist eigentlich alles Gebet, alles Gott geweiht, ob wir im Chor bei der Liturgie beten, privat lesen, uns dem kontemplativen Gebet widmen oder mit unseren Händen im Haus, im Garten oder wo immer arbeiten.

In vielen Klöstern geht die Zahl der Schwestern und Brüder zurück. Wie verhält es sich im Kloster Frauenthal?
In den vergangenen Jahren haben wir einen Anstieg von interessierten Frauen verzeichnet. Es braucht Zeit, um zu unterscheiden, wer eine echte Berufung hat und wer nicht, aber die Anfragen allein zeigen, dass viel in Bewegung ist und dass Gott schaut und uns hilft. Derzeit sind wir sechs Schwestern mit Feierlicher Profess und eine Aspirantin, die jetzt bei uns wohnt. Eine Schwester, unsere Seniorin, ist vor ein paar Monaten gestorben.

Machen Sie sich Sorgen um die Zukunft der Klostergemeinschaft?
Mein Wahlspruch ist «Fiat voluntas tua – Dein Wille geschehe». Wenn wir das beten, all unsere Hoffnung und unser Vertrauen auf Gott setzen und offen sind, Seiner leisen Stimme in allem zu folgen, wird es gut gehen.


Das Interview wurde schriftlich geführt.

*Sr. Maria Beda Berg wurde 1986 in Portland (USA) geboren und wuchs in Minnesota auf. Eine Woche nach dem Beginn des Musikstudiums an der Catholic University of America in Washington D.C. war für sie klar, dass sie eine kontemplative Nonne werden wollte. Sie wechselte zum Theologie-, Philosophie-, Griechisch und Lateinstudium und trat nach zwei Jahren, im Jahr 2007, in Neu Frauenthal (Valley of Our Lady) in Hollandale (USA) ein. Seit Februar 2023 lebt sie im Mutterhaus Frauenthal in Hagendorn.

Impressionen der Äbtissinenweihe

Sr. Beda wird dem Weihespender Generalabt Mauro-Giuseppe Lepori vorgestellt. Foto: Jean Marie Duvoisin

Sr. Beda wird dem Weihespender Generalabt Mauro-Giuseppe Lepori vorgestellt. Foto: Jean Marie Duvoisin

Der Weihespender überreicht die Insignien. Foto: Jean Marie Duvoisin

Der Weihespender überreicht die Insignien. Foto: Jean Marie Duvoisin

Der Generalabt spricht den Segen über die neu geweihte Äbtissin. Foto: Jean Marie Duvoisin

Der Generalabt spricht den Segen über die neu geweihte Äbtissin. Foto: Jean Marie Duvoisin

Die neu geweihte Äbtissin gibt den Schwestern und allen Anwesenden den Friedensgruss. Foto: Jean Marie Duvoisin

Die neu geweihte Äbtissin gibt den Schwestern und allen Anwesenden den Friedensgruss. Foto: Jean Marie Duvoisin