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Spiritueller Missbrauch: Das Bistum Basel handelt

Im August hat das Bistum Basel ein Schutz- und Interventionskonzept bei mutmasslich spirituellen Übergriffen veröffentlicht. Fachpersonen und Betroffenenorganisationen haben dieses Konzept über längere Zeit und mit mehreren Vernehmlassungen miteinander erarbeitet.

Die bereits früher in Kraft gesetzten Schutz- und Interventionskonzepte bei mutmasslich sexuellen Übergriffen erfahren jetzt eine Ergänzung mit Fokus auf spirituellen Missbrauch.

Das Schutzkonzept verweist auf eine neu errichtete und unabhängige Kontaktstelle für Betroffene mutmasslich spirituellen Missbrauch. Diese legt auch ein Unterscheidungsverfahren fest, unterstützt Betroffene bei der Wiedererlangung ihrer Selbstbestimmung und gewährt Beschuldigten ein faires Verfahren bis hin zu (Straf-) Massnahmen.

Das Bistum betont vorneweg: «Gelingende Beziehungen gestalten kirchliches Leben und kirchliche Vergemeinschaftung als Leben fördernde Beziehungen und als offene Systeme. Die spirituelle Selbstbestimmung und die freie Wahl der Zugehörigkeit zu einer Gruppe bilden zwei Grundvoraussetzungen.»

Fundamente der Prävention

Spiritueller Missbrauch kann überall geschehen. Niemand ist davor gefeit, Missbrauch spiritueller Einflussnahme durch andere zu erfahren. Niemand ist immun davor, spirituellen Missbrauch auszuüben. Dies gilt für Alltagsbeziehungen unter Pfarreiangehörigen gleichermassen wie für asymmetrische Beziehungen mit Seelsorgern/-innen oder kirchlichen Vorgesetzten.

Fünf Punkte sind für eine wirksame Prävention massgebend:

  1. Kritische Selbstreflexion als entscheidender Schutz dagegen, spirituellen Missbrauch auszuüben.
  2. Bereitschaft, aufmerksam auf Rückmeldungen anderer zu hören sowie anderen Rückmeldungen zu geben.
  3. Recht auf ein geistlich selbstbestimmtes Leben sowie auf geistige, spirituelle, körperliche und psychische Integrität/Unversehrtheit.
  4. Für alle zugängliche Regelungen zur Prävention von spirituellen Missbrauch.
  5. Psychologische Abklärungen (Assessments) während der Ausbildung für jene, die später mit einer bischöflichen Beauftragung einen kirchlichen Dienst übernehmen werden.

Übergriffe zeigen fliessende Grenzen zwischen spirituellem Missbrauch, sexuellem Missbrauch und Machtmissbrauch. Bei der Aufarbeitung von Meldungen zu mutmasslich sexuellen Übergriffen fällt auf, dass beschuldigte Personen im Vorfeld dieser Übergriffe oft Menschen mit spirituellen Mitteln manipuliert und instrumentalisiert haben.
Die körperliche, sexuelle und spirituelle Integrität und Selbstbestimmung sowie der gegenseitige Respekt davor bilden die Grundlage für eine Haltungskultur, die die Kirche für alle zu einem sicheren Ort macht.
Das Schutzkonzept richtet sich an das kirchliche Personal und an die Freiwilligen zur täglichen Beziehungsgestaltung im kirchlichen Umfeld.

Alle Dokumente und Links zu Aufarbeitung, Prävention, Schutz- und Interventionskonzepten finden sich auf der Website des Bistums Basel  und der Katholischen Kirche Zug unter Kirche schaut hin