zurück zur Übersicht

Strampeln für den Glauben

Wenn das Schuljahr zu Ende geht, freuen sich alle auf die Sommerferien, auch der Zuger Christoph Hegglin, der selber als Oberstufenlehrer arbeitet. Diesen Sommer erwartete er jedoch mit einer Mischung aus Aufregung, Nervosität und Vorfreude, denn sein Ziel war es, mit dem Velo von Zürich bis nach Rom an das Weltjugendtreffen zu pedalen. Für das Pfarreiblatt der Katholischen Kirche Zug berichtet er seine persönlichen Impressionen.

Mein Vorhaben war es tatsächlich, nach Rom zu fahren. Und zwar mit dem Velo. Die Frage, die auf diesen Plan normalerweise folgte, war oft: «Also… schon mit einem E-Bike, oder?» Dies verneinte ich jeweils mit einem verlegenen Lachen.

Während andere mit dem Flugzeug in ferne Länder fliegen, dort in klimatisierten Hotels schlafen und am Pool einen Cocktail schlürfen, mühte ich mich bei glühender Sonne am Gotthard ab. Ich war Teil einer 13-köpfigen Gruppe von jungen Leuten, von denen ich die meisten zuvor nicht kannte. Ich freute mich auf diese Reise, jedoch war mir auch etwas ungewiss, ob ich die sportliche Herausforderung packen würde oder ob mein alter Drahtesel die Strapazen mitmachen würde. Mit diesem Gefühl reiste ich nach Zürich, wo wir uns am Abend des 17. Juli versammelten, um am nächsten Morgen unsere herausfordernde Velowallfahrt anzutreten.

Zürich- Rom, Wallfahrt mit dem Velo: Christoph Hegglin hat das Ziel erreicht. Foto: zVg

10 Tage, 1'100 Kilometer und 11'500 Höhenmeter

Gefordert hat mich unter anderem ein Defekt der Gangschaltung: Bis eine Neue organisiert war, musste ich mit improvisierter Schaltung und der Auswahl von gerade mal drei Gängen 40 Kilometer bis Genua bewältigen. Nach zehn Tagen, wovon wir neun auf dem Sattel verbrachten, kamen wir auf dem Petersplatz an. In unseren Beinen lagen 1’100 Kilometer mit 11’500 Höhenmetern. Nachdem wir die Ankunft gebührend gefeiert hatten, wurden wir vom ersten Regen der ganzen Reise überrascht, welcher dafür umso plötzlicher und heftiger war.

Pilger der Hoffnung

Unser Reiseziel hat damit zu tun, dass der damalige Papst Franziskus im Rahmen des Heiligen Jahres 2025 unter dem Motto «Pilger der Hoffnung» junge Menschen aus der ganzen Welt zum Jubiläum der Jugend nach Rom eingeladen hatte. Viele sind dem Aufruf gefolgt und Rom wurde während der ganzen Woche zu einem internationalen Hotspot der katholischen Jugend.

Eindrücklich: 1 Million Jugendliche am Weltjugendtag versammelt zum Gebet mit Papst Leo XIV. Foto: zVg

Eine Million Jugendliche feiern und beten mit Papst Leo XIV.

Am Wochenende vom 2.-3. August versammelten sich über eine Million Menschen auf einem Feld am Stadtrand Roms. Nachdem Papst Leo XIV. unter Jubelrufen und tosendem Applaus im Papamobil durch die Menge gefahren war, wurde ein gemeinsames Abendgebet abgehalten. Die Nacht verbrachten wir unter freiem Himmel. Höhepunkt war am nächsten Tag eine gemeinsame Messe. Papst Leo XIV. beendete sie mit dem Aufruf, man möge die Begeisterung und das Zeugnis des Glaubens in alle Teile der Welt tragen.

Begeisterung für Jesus und friedliche Stimmung an Weltjugendtreffen

Ich war schon zuvor zweimal an einem solchen Treffen, den Weltjugendtagen in Krakau 2016 und in Lissabon 2023. Jedes Mal bin ich erneut tief überwältigt, die unvorstellbaren Mengen an jungen Gläubigen zu erleben. Auch die lebendige Begeisterung für Jesus und die ausgelassene, friedliche Stimmung sind prägende Zeugnisse für unseren Glauben.

Lebendige junge Kirche voller Hoffnung

In unseren Regionen ist das Bild einer lebendigen, jungen Kirche voller Hoffnung eher wenig bekannt. So freue ich mich, dass ich mit meinem Beitrag im Pfarreiblatt die positiven Seiten einer lebendigen, jungen Kirche voller Hoffnung Platz und Gehör geben kann.

Aus diesem Sommer nehme ich neue Freundschaften, wunderbare Erinnerungen und tiefgreifende Eindrücke mit. Und die Erkenntnis, dass es für wunderbare Erlebnisse kein Flugticket und kein Hotel braucht - ein altes Velo, ein Zelt und eine Portion Mut reichen.