«Nie wieder sinnlos»: Der Titel dieses Buches machte mich neugierig und provozierte mich. Statt Kapitel gibt es «Artefakte», Aphorismen, viel Philosophie, Erkenntnisse aus der Neurobiologie und immer wieder eine direkte Anrede. Grund genug, mit dem jungen Zuger Autor Benjamin B. Bargetzi das Gespräch zu suchen.

Die Kontaktaufnahme gestaltete sich dank LinkedIn unkomplizierter als gedacht und ein gemeinsamer Termin war schnell gefunden. Kaum stand der Kaffee auf dem Tisch, waren wir schon intensiv ins Gespräch vertieft.
Welcher Impuls hat sie dazu getrieben, dieses Buch zu schreiben?
Benjamin Bargetzi: Mit 15 Jahren habe ich begonnen, Notizen festzuhalten und mit 17 war ich wild entschlossen, ein Buch zu schreiben. Während meines Studiums von Philosophie, Psychologie und Kognitionswissenschaften habe ich realisiert, dass in meinen Notizen ein grosser Schatz schlummert.
Ein Aufenthalt in Indien hat 2024 mich zur Struktur inspiriert, mit einem prägnanten philosophischen Spruch zu beginnen und anschliessend meine Erkenntnisse kondensiert herunterzubrechen.
Welchen Impuls aus dem Buch haben Sie selbst noch nicht vollständig umgesetzt?
Bei allen Impulsen bin ich gut unterwegs, aber noch nirgendwo wirklich angekommen. Ich lebe nach allem, was ich im Buch geschrieben habe, und ich bin dankbar, dass ich all dies einüben kann. Dies gelingt mir manchmal besser, manchmal weniger gut. Neben wissenschaftlichen oder philosophischen Darlegungen fliessen auch sehr autobiografische Erlebnisse ein.
Wie haben ihre Depression und der Tod von zwei Freunden Sie geprägt?
Die Depression hat mich gelernt, achtsamer unterwegs zu sein, das Leben und die Welt nicht mit meinem Denken zu verwechseln. Das Denken ist eine Momentaufnahme im Fluss des Lebens und das Leben ist oftmals viel schöner, wenn wir es schaffen, anders zu fokussieren.
Aus dem Fokus entsteht Zukunft. Das hat mir auch einen neuen Zugang zur Spiritualität eröffnet. Der Tod meiner Freunde hat mich Dankbarkeit gelernt.
Sie widmen das Buch «all jenen, die suchend sind- und manchmal mehr fühlen, als ihnen lieb ist». Haben Sie im Schreiben das Gesuchte gefunden?
Ich habe viel gefunden, bin aber immer noch suchend. Ich gehöre zu den Menschen, die fragen und nicht finden, manchmal hadern und nachts wachliegen. Wer an dieser Suche Spass findet, kann die Reise an und für sich als Glück erleben.
Wieso interessieren sich Leute für Psychologie? Weil sie selber Schmerzen haben, die sie verarbeiten wollen. Wieso interessieren sich Leute für Philosophie oder Theologie? Weil sie ohne diese keinen Sinn im Leben sehen. Warum interessieren sich Leute für Spiritualität? Weil ihnen das Materielle nicht reicht.
Warum ist der Text auf der letzten Seite quer gedruckt und mündet in ein Dreieck?
Der Perspektivenwechsel beim Lesen führt symbolisch in die Tiefe, denn: Wir sind, was wir zu werden wagen.
Das vereinbarte Zeitfenster von einer Stunde ist um und Bargetzi verabschiedet sich. In fünf Minuten wartet ein nächstes, internationales Treffen auf den jungen Philosophen und Autor, der genau so schnell denkt, wie er unterwegs ist.
Benjamin B. Bargetzi
Benjamin B. Bargetzi ist ein in Zug ansässiger Neurowissenschaftler, Psychologe, Philosoph und KI‑Experte. Nach praktischer Erfahrung in den grössten Tech‑Unternehmen wie Amazon und Google nutzt er sein Know‑how, um Führungskräfte und Organisationen zukunftsfähig zu machen. Er zählt zu den erfolgreichsten europäischen Keynote‑Speakern im Bereich Künstliche Intelligenz. Obwohl er international als Technologie-Visionär bekannt ist, befasst sich sein Buch vor allem mit einem: Der Ruhe und dem Fokus im Geist trotz der Geschwindigkeit unseres technologisierten Alltags.
Nie wieder sinnlos – 42 Impulse, die Dein Leben verändern, und wie sie neurowissenschaftlich funktionieren. Econ-Verlag, Berlin. ISBN978-3-430-21205-2