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Vom Start mit einer Bieridee zurück zum Knecht

Nach 13 Jahren als Leiter der Pfarrei Oberägeri, davon zusätzlich sieben Jahre als Leiter des Pastoralraums Berg, wechselt Diakon Urs Stierli in den luzernischen Pastoralraum Meggerwald Pfarreien. In einem Interview blickt er zurück und nach vorn.

Was ist dir in Oberägeri besonders gut gelungen?
Für die Pfarrei war es wichtig, dass ich von Anfang an auf die Leute zugegangen bin, zum Beispiel mit einer richtigen Bieridee. Ich habe mich an den Stammtisch gesetzt und Bierdeckel mit dem Aufdruck «Die Kirche ist auch mein Bier» verteilt, um mit den Leuten ins Gespräch zu kommen.
Das Team hat sich in eine gute Richtung entwickelt. Ich habe den Mitarbeitenden viel Verantwortung übergeben. In all den Jahren war die Zusammenarbeit sehr gut. So entstanden auch kreative Ideen.

Die Karwochengespräche sind eine Spezialität von Oberägeri. Wie ist es dazu gekommen?
Jemand hat mir Geld gegeben mit dem Auftrag, etwas damit zu machen. Im Pfarreirat haben wir länger nach Ideen gesucht. Den Steilpass lieferte Beni Turnheer, der in seiner Absage darauf hinwies, er habe keine Zeit, ein Referat vorzubereiten, es sei vielleicht leichter, ein Gespräch zu führen. Das war die zündende Idee, die wir aufgenommen haben. Die Karwochengespräche sind zu einem Markenzeichen des Pfarreirates geworden und bis heute sehr beliebt.

Du hast von der Fasnachtsgesellschaft der Legoren eine Legorenkappe bekommen. Weil Du ein Narr Gottes bist?

(lacht) Ich mag die Fasnacht. Mit Vergnügen schaue ich mir die Umzüge an. Die Legorenväter ziehen jeweils mit ihren Ehrendamen und der Guggenmusik für den Fasnachtsgottesdienst in die Kirche ein. Der Gottesdienst ist vor allem wegen der Reimpredigt von Thomas Betschart sehr beliebt. Ich habe den Fasnachtsgesellschaften jeweils gedankt. Dieses Jahr haben sie sich bei mir bedankt. Die Legorenkappe ist mir eine Ehre. Ich freue mich sehr an diesem Zeichen. Sie zeigt auch, dass wir im Dorf miteinander unterwegs sind.

Nach 13 Jahren verabschiedet sich Urs Stierli von der Pfarrei Oberägeri. Foto: Arnold Landtwing

Gibt es auch etwas, das du im Rückblick bedauerst?
Schon in meiner Ausbildungszeit war davon die Rede, dass die Volkskirche ein Auslaufmodell ist. Heute wird dies deutlich, und zwar rasend schnell. Für mich ist das Glas trotzdem halb voll, denn viele Bereiche der Kirche werden in Zukunft ganz anders aussehen, können neu gestaltet werden.

Und auf was hättest du als Leiter der Pfarrei und des Pastoralraums verzichten können?

Je länger, je mehr auf Leitungsverantwortung, auf Administration und viel Papier. Dies ist mitunter ein Grund dafür, dass ich wechsle. Ich will als gewöhnlicher Pfarreiseelsorger, also quasi als «Knecht», arbeiten, wieder mehr bei den Menschen sein. Dabei lasse ich mich weiterhin von meinem Leitgedanken in der Seelsorge leiten: «Was dient den Menschen?»


Seelsorge im Alltag: Urs Stierli segnet den neuen Forsttraktor und das Team. Foto: Korporation Oberägeri

Was legts du der Pfarrei Oberägeri für die Zukunft ans Herz?
Den älteren Menschen: Behaltet die Freude am Glauben! Den Jungen: Lebt das Leben, geniesset es in vollen Zügen! So vieles wird uns einfach geschenkt, was man nicht kaufen oder machen kann. Dafür können alle Generationen dankbar sein (oder wieder neu werden).

Und noch eine Carte Blanche für ein Schlusswort…
Ich bin den Mitarbeitenden, dem Kirchenrat und dem Pfarreirat für die grosse Unterstützung und das Mittragen sehr dankbar. Im Miteinander wird vieles möglich. Ein herzlicher Dank gilt auch den Steyler Missionaren für die gute Zusammenarbeit. Schliesslich will ich mich von Herzen bei meiner Frau Cornelia bedanken, die im Hintergrund viel mitgetragen hat. Gespannt bin ich, wohin sich die katholische Kirche im Kanton Zug entwickelt, sei es auf pastoraler oder staatskirchenrechtlicher Ebene. Ich gehe davon aus, dass sich die Strukturen auch hier markant verändern werden.