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Weit weg und doch zuhause

Wer kürzlich auf der Seite des Servizio Informazione Religiosa SIR, der katholische Nachrichtenagentur der italienischen Bischofskonferenz, aktuelle Nachrichten las, begegnete in einem längeren Interview einem bekannten Gesicht aus dem Kanton Zug: Italienermissionar Mimmo Basile. Wir geben hier eine eigene Übersetzung und Zusammenfassung wieder.

Anfangs Oktober fand in Rom gleichzeitig das Jubiläum der missionarischen Welt und das der Migranten statt. Über 10'000 Pilgerinnen und Pilger aus über 100 Ländern trafen sich und feierten Gottesdienst. Raffaele laria SIR, hat Mimmo Basile interviewt.

Viele Auswanderer – bis heute

Italien kannte verschiedene Wellen der Auswanderung, die auch heute noch ständig wächst. Ende des 19. Jahrhunderts suchten viele Italiener ihr Glück auf der anderen Seite des Ozeans. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Ziele in Europa, insbesondere Deutschland und die Schweiz. In den vergangenen sieben Jahren hat die Zahl der Italiener in der Schweiz um gut 100'000 auf 700'000 zugenommen.

Missionen bieten Orientierung

Mimmo Basile erklärt die Zunahme mit der Mobilität und mit besseren Lebens‑ und Arbeitsbedingungen. «Dank wirtschaftlicher Stabilität, hoher Lebensqualität und geografischer Nähe zieht sie jedes Jahr tausende italienische Migranten an, besonders in den deutschsprachigen Kantonen Zug, Luzern und Zürich, aber auch anderen Kantonen», weiss Basile. «Die Missionen sind heute nicht mehr nur spirituelle Zentren für die alten ausgewanderten Arbeiter, sondern vielmehr Orte der Orientierung, Aufnahme und Begleitung für die Neuankömmlinge.»


Unübersehbar: inmitten tausender Pilger die Fahne der Zuger Missione. Foto: zVg

Die Sprache der Seele»

Die jungen Menschen seien oftmals einsam und desorientiert, weil soziale Netze fehlten. «Diese Leere», so Mimmo Basile, «füllen die katholischen Missionen mit Menschlichkeit.» Die Missionen sind für ihn «Räume, in denen die Sprache der Seele gesprochen wird, in denen man sich zu Hause fühlt, obwohl man weit von zuhause entfernt ist.Mit Liturgien in der Muttersprache, kulturellen Aktivitäten, Fortbildungs‑ und Solidaritäts‑Treffen schaffen sie Verbindungen zwischen Menschen, die sonst am Rand bleiben würden.»

Im Kanton Zug nimmt der Italienermissionar die Präsenz junger Italiener deutlich wahr. Einige arbeiten in grossen Technologie‑ und Pharmaunternehmen, andere sind Ärztinnen und Forscher. Für sie ist die Mission «ein konkreter Ort, um Beziehungen zu knüpfen, neue Freundschaften zu schliessen, die eigene Identität und den eigenen Glauben zu pflegen.»Die örtliche Kirche könne durch den Dienst der Missionen, «wenn sie die Zeichen der Zeit liest, ein wertvoller Kompass für jene sein, die ihr Leben fern von zu Hause orientieren wollen», sagt Mimmo Basile.

Integration bereichert

Für ihn ist der Weg der Integration mit den lokalen Gemeinschaften ein weiterer wesentlicher Aspekt, weil sie gegenseitig bereichert: die eigene Sprache, Sensibilität und Geschichte in das Leben einer Kirche einzubringen, die für alle offen ist.«Die Schweizer Kirche zeigt sich kooperativ, gastfreundlich und besonders aufmerksam gegenüber dem Migrationsphänomen», freut sich Don Mimmo. Diese Offenheit stellt für ihn ein konkretes Zeichen einer Kirche dar, die für alle ein Zuhause sein kann, ohne Unterscheidung nach Sprache oder Herkunft.

Die italienischsprachigen Zuger Pilger unterwegs zum Lateran. Foto: zVg